Apatheia oder Mit den Stoikern Krisen meistern
von Manuela Gsponer
Apathisch zu sein, gilt heutzutage nicht gerade als Kompliment. Ein apathischer Mensch gilt als teilnahmslos, abgestumpft oder gleichgültig. Dabei verstanden die Stoiker unter Apatheia ursprünglich die Gemütsruhe oder eine gleichmütige Haltung allen Geschehnissen des Lebens gegenüber. Wohlgemerkt, gleichmütig nicht gleichgültig. Gleichmut bedeutet durchaus innere und äussere Einflüsse wahrzunehmen und darauf zu reagieren, sich jedoch nicht von ihnen aus dem seelischen Gleichgewicht bringen zu lassen. Den Gleichmut zu behalten ist leichter gesagt als getan. Um im seelischen Gleichgewicht zu bleiben, rät uns der Stoiker Epiktet, aus den Dingen, die in unserer Macht stehen, das Beste zu machen und alles andere so zu nehmen, wie es ist. Stellen Sie sich einen Hund vor, der an einen Wagen gebunden ist. Der Wagen beginnt in eine Richtung zu rollen. Der Hund hat darauf keinen Einfluss. Er kann aber wählen: Entweder er läuft in Fahrtrichtung mit und geniesst den Spaziergang, auch wenn es nicht sein gewählter Weg ist, oder er stemmt sich dagegen, wehrt sich und wird schlussendlich doch mitgezogen, erleidet Schmerzen und ist frustriert. Auch wir haben in der Corona-Krise die Wahl. Wir können uns vor dem Virus fürchten, uns über zu weit oder zu wenig weit gehende Massnahmen der Behörden aufregen und an unserer alten Normalität festhalten. Oder wir können die Herausforderung annehmen, unseren Pfad anpassen und ein neues Gleichgewicht finden. Ich wünsche Ihnen dazu viel Apatheia!
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Mein Buchtipp: «Die Weisheit der Stoiker. Ein philosophischer Leitfaden für stürmische Zeiten.» von Massimo Pigliucci