Agilität in Zeiten des Stillstands
von Martin Andenmatten
Ach, wie lieben wir es, wenn alles seinen gewohnten Gang geht. Man fühlt sich doch so sicher und kann sich auf die eigenen Erfahrungen verlassen. Wir tun uns sehr schwer damit, wenn Änderungen auf uns zukommen, weil damit auch eine grosse Verunsicherung verbunden ist. Änderungen sind nur toll, wenn sie mich persönlich nicht wirklich betreffen. Ich kenne das gut, denn ich bin in meinem Berufsalltag stark damit beschäftigt, Teams zu coachen, damit sie neue Methoden und Vorgehensweise annehmen und so dem Unternehmen einen noch grösseren Beitrag zum Erfolg bereiten können. Hunderte Gründe, warum das Alte doch viel besser ist, als das Unsichere der Zukunft. Und Agilität wird zum neuen Mindset erklärt und gefordert. Wer sich nicht ändert, der wird geändert. Und nun ist plötzlich alles ganz anders. Wir finden uns in einer neuen Konstellation wieder. Nichts ist mehr wie früher – von einem Tag auf den anderen. Die geliebten Abläufe sind unterbrochen. Wir sitzen zu Hause und arbeiten Online mit den Kollegen, Partnern und Kunden. Und irgendwie funktioniert es erstaunlicherweise gut. Wir akzeptieren die Situation sogar, ohne zu murren. Wir haben auch gar keine andere Wahl, als uns einfach der Situation zu stellen. Wir passen uns an und orientieren uns an den Möglichkeiten, die sich bieten. Wir sind plötzlich agil und tun so, als ob das, dass normalste der Welt wäre.
Ich wünsche mir, dass wir aus der mühsamen aktuellen Situation auch etwas Gutes in die Zeit danach retten können: Gelassenheit. Gelassenheit für Veränderungen und Zuversicht, dass wir zusammen viel bewegen können. Agilität ist nicht schwer. Vielmehr ist es Entspannung und Offenheit zugleich. Sicherheit liegt nicht darin, wenn alles gleich bleibt wie es war. Sicherheit liegt in der Fähigkeit, sich anzupassen. Sicherheit liegt in der Fähigkeit, sich den Veränderungen, die wir nicht beeinflussen können, anzupassen. Und dass wir zu Agilität fähig sind, haben wir gerade jetzt bewiesen, wo alles Gewohnte stillgestanden ist. Darauf dürfen wir auch etwas stolz sein.
Martin Andenmatten
Dipl. Wirtschaftsinformatiker und Betriebswirt