Es tut gut, sich hin und wieder verzaubern zu lassen.

Von Lionel Dellberg

Geschichten rund um das Corona-Geheimnis: Die Trivialitäten einer Pandemie

Die Geschichten und Theorien, die Rund um einen Zaubereffekt entstehen, sind fantastisch und sind jenen, die rund um Corona entstehen, verblüffend ähnlich. Doch, warum ist das so?

Als Magier biete ich meinen Zuschauern Gegebenheiten, welche die Zuschauer täuschen. Nun täusche nicht ich sondern – die Zuschauer täuschen sich immer selber.

Das Erleben eines Zaubertricks und der wunderbaren Emotion des Nichtverstehens, des «verzaubert sein», ist ein kognitiver Prozess. Einfaches Beispiel dazu: Ich lasse eine Münze durch eine solide Tischplatte wandern. Die Zuschauer müssen nun einen komplexen, kognitiven Prozess vollziehen und gewisses Vorwissen mitbringen: Eine Tischplatte ist hart und undurchlässig, eine Münze ist ebenfalls aus solidem Material. Daraus leiten die Zusehenden ab, dass etwas Unmögliches geschehen ist und erst jetzt, genau in diesem Moment entsteht Magie. Durch die Magie entsteht ein Vakuum des Unwissens und hier beginnen die fantastischsten Erklärungsversuche und Spekulationen und das wunderbare Staunen. Dieses Vakuum bietet Freiraum für die besten Geschichten und die wildesten Spekulationen.

Corona ist wie ein Zaubergeheimnis: Das Virus ist nicht wahrzunehmen, wir können es weder sehen, hören, fühlen, ertasten noch schmecken. Dabei entsteht ein Vakuum, eine Ungewissheit, die wir sehr gut mit allen möglichen Erklärungen füllen können. Die Erklärungen sind spannend und bieten fantastische Geschichten:

  • Das Coronavirus ist eine Biowaffe und stammt aus einem Labor
  • Es soll eine neue Weltordnung geschaffen werden
  • Bill Gates will die Menschheit zwangsimpfen und überwachen
  • 5G verbreitet das Coronavirus
  • Der Staat will allen zur lückenlosen Überwachung einen Mikrochip einpflanzen
  • Umweltaktivisten haben Corona zum Schutz des Planten erfunden

Die Geschichten sind teilweise unglaublich clever aufgebaut und vor allem auch unglaublich spannend. Verschiedene Theorien, wie bei einem Zaubertrick oder aktuell einer Pandemie, entstehen in Zeiten der kurzfristigen und auch langfristigen Unsicherheit. Diese Theorien sind wesentlich spannender als die nüchterne Realität des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 oder eines aufgedeckten Zaubertricks.

Im Laufe der Erdgeschichte lösten Naturkatastrophen schon mindestens fünf grosse Massenaussterben aus. Vielleicht erleben wir derzeit das sechste. Zwischen 100 und 400 Lebensarten verschwinden täglich (Corona unabhängig), von unserem Globus. Der Mensch wird früher oder später auch wieder vom blauen Planeten verschwinden. Eines ist sicher, die fantastischen Geschichten und Theorien werden erst mit dem letzten Menschen den blauen Planeten wieder verlassen.

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